Aus der Geschichte der Strecke

Erste konkrete Planungen, Crottendorf an das Eisenbahnnetz anzuschließen, kamen in Zusammenhang auf, die beiden Städte Schwarzenberg und Annaberg miteinander zu verbinden. 1882 gab es Vorarbeiten für folgende Streckenführungen: Schönfeld - Schlettau - Scheibenberg - Elterlein - Schwarzenberg mit Abzweig Schlettau - Crottendorf. Anfangs sollten diese Strecken schmalspurig ausgeführt werden. Nach eingehenden Prüfungen entschied man sich doch für den Bau in Normalspur und für die Linienführung von Scheibenberg über Markersbach nach Schwarzenberg. Elterlein sollte erst 1900 einen Bahnanschluß erhalten.

Mit dem Bau der Crottendorfer Strecke wurde Anfang 1889 begonnen. Besondere Schwierigkeiten gab es nicht, so daß die Strecke am 30.11.1889 eröffnet werden konnte. Wie in anderen Orten auch, wurde dieses Ereignis gebührend mit einer Feier im Deutschen Haus und einem Lampionumzug gefeiert.

Die Strecke wurde, wie in Sachsen üblich, als WC-Linie bezeichnet.

Obercrottendorf um die Jahrhundertwende, rechts der Lokschuppen

Die Abzweigung befand sich zwar in Walthersdorf, aber alle Züge begannen und endeten in Schlettau. Später liefen allerdings einige Züge bis Scheibenberg und Zwönitz bzw. Elterlein durch.

Anfangs fuhren täglich vier Zugpaare, alle als PmG (Personenzug mit Güterbeförderung). Die Stationen Walthersdorf Hp. und Mittelcrottendorf waren nicht besetzt, der Fahrkartenverkauf erfolgte im Zug.

Werbung einer Crottendorfer Firma, im Vordergrund ist ein Zug zu sehen.    Sammlung S.Bergelt

Eine (leider beschädigte) Streckenkarte der K.Sächs.St.E.B. Sie befand sich in einerm der Wagenkästen auf der Ladestraße am oberen Bahnhof.

Das Verkehrsaufkommen erhöhte sich ständig, wurde nur durch die Weltkriege unterbrochen.

Emailleschild, entweder von einer Fahrplantafel oder einem Stellwerk

Auch Bahnpost wurde auf unserer Strecke befördert:

Postkarte, mit Zug 1984 am 18.9.1899 befördert, die Karte kam noch am selben Tag am Zielort an.

Karte, mit Zug 1863 am 18.10.1926 befördert, ein Beweis für durchgehende Züge Zwönitz - Crottendorf.

Auf der selben Relation wurde diese Karte am 23.7.1928 mit Zug 1883 befördert

Bis in die 60er Jahre wurden in Crottendorf noch Bahnsteigkarten verkauft, nur sie oder eine gültige Fahrkarte berechtigten zum Betreten des Bahnsteigs.

Links eine Bahnsteigkarte (!), mitte und rechts Fahrkarten aus den 80er Jahren.

Schülermonatskarte vom November 1939

In den 60er Jahren erhöhte sich die Konkurrenz des Kraftverkehrs, so daß der Güterumschlag in Walthersdorf und Crottendorf unt. Bf. aufgegeben wurden. Die Gleisanlagen in beiden Bahnhöfen wurden teilweise zurückgebaut bzw. in Crottendorf unt. Bf. blieb nur noch das Streckengleis liegen. Auch wurde in dieser Zeit über die Stllegung diskutiert, aber wegen des doch noch guten Verkehrsaufkommens nicht realisiert. 1971 wurde der Vereinfachte Nebenbahndienst zur Kostenminimierung eingeführt.

Umschlag für Frachtpapiere der Italienischen Staatsbahn FS

1965 beschwerte sich ein Crottendorfer Bürger über nicht vorschriftsmäßge Beleuchtung der Lok

Nachdem der Erhalt der Strecke vorerst gesichert war, wurde im Jahr 1976 der obere Bahnhof und 1977 die gesamte Strecke von Grund auf vollständig erneuert.

 

Auch der Winter machte unserer Bahn manchmal zu schaffen, so daß es mehrmals zur Einstellung des Betriebs kam.

Im Jahr 1989 konnte man das 100jährige Bestehen der Strecke, zusammen mit Schwarzenberg - Annaberg, feiern. Neben Lokausstellungen in Markersbach und Annaberg-Buchholz Süd war der Sonderzug mit dem Zwickauer Traditionszug, bespannt mit zwei Loks der Baureihe 86, der Höhepunkt der Festwoche.

Mit diesem Schreiben fragte der Rat der Gemeinde Crottendorf bei der DR an, ob ein Sonderzug nach Crottendorf fahren könnte.

Die Ankunft des Sonderzuges in Crottendorf ob. Bf.  

Die Rückfahrt des Sonderzuges

Alle Fotos des Sonderzuges: S. Bergelt

Plakette zur Festwoche

Der Fahrplan der Sonderzüge.

Laut folgendem Schreiben war ursprünglich geplant, die SAXONIA nach Crottendorf fahren zu lassen, was aber dann leider unterblieb,

Nach der Wende kam es dann langsam zum Ende. Der Güterverkehr wurde Anfang der 90er Jahre eingestellt. Im Personenverkehr hatte nur noch der Schülertransport eine Bedeutung. Am Wochenende herrschte Betriebsruhe.

Zuglaufschild aus den 90er Jahren

Am 30.12.1996 beförderte Lok 202 844-7, unter großer Anteilnahme der Einheimischen und vieler Eisenbahnfreunde, den letzten Zug nach Crottendorf. Als offizielles Stillegungsdatum wird der 1.2.1997 angegeben.

Bilder von der letzten Fahrt und dem heutigen Zustand findet man hier.